Superhäppchen

Beim Projekt „Functional Food Fictions“ erarbeiteten Schüler Konzepte für Lebensmittel, die uns gesünder, stärker und glücklicher machen. Foto: Bold Futures

Was essen wir in 18 Jahren? Alles, was das Leben leichter macht, wenn es nach Berliner Schülern geht


Von Marie-Sophie Röder, 19 Jahre


In einer Zeit, in der die Diskussion über den Anbau gentechnisch veränderter Lebensmittel heiß geführt wird, fragten sich 14 Schüler des Emil-Fischer-Oberstufenzentrums in Wittenau, wie wohl das Schulessen im Jahr 2030 aussehen könnte. Beim Projekt „Functional Food Fictions“ feilten sie in kleinen Gruppen an Konzepten für Lebensmittel, die mithilfe von Zusatzstoffen nicht mehr nur reines Genussmittel sind, sondern zu einem verbesserten Gesundheitsstandard verhelfen könnten. Es ging dabei nicht nur um die Frage, wie Lebensmittel uns in Zukunft beeinflussen könnten, sondern auch darum, 
ob solch eine Manipulation von 
Lebensmitteln überhaupt wünschenswert ist.


Die Ergebnisse waren vielfältig und kreativ: Für Fast-Food liebende Konsumenten sollte es laut einer Gruppe im Jahr 2030 einen Leckerhappen geben, der die Fettaufnahme blockiert. Verzehrt werden könnte dieser direkt nach der Aufnahme von Burger, Pommes und Co., die somit keine Fettablagerungen mehr verursachen würden. „Wichtig hierbei wäre nur, dass dieser besondere Nachtisch auch nach einem Genussmittel aussieht, denn Medikamente rufen ein schlechtes Gewissen beim Konsumenten hervor“, erklärten die Teilnehmer.


Des Weiteren sollte es nach Meinung der Schüler ein alkoholabbauendes Dessert in Katerform geben, ein Gelee, das zum produktiven Lernen anregt und einen Schokoriegel, der Krankheitssymptome hervorruft – zum leichteren Schwänzen. Besonders extravagant war die Idee zweier Schüler, die eine Speise kreierten, die dem Körper Apps hinzufügen kann. Der Mensch könnte hierdurch zu einer Art Übermensch werden: Um etwa unter Wasser atmen zu können, müsse man nur das richtige Häppchen mit einem Unterwasser-Icon zu sich nehmen.


Nach zwei theoretischen Tagen setzten die Schüler ihre Ideen in die Tat um. Und auch wenn die vielversprechenden Zusatzstoffe noch nicht enthalten waren – Schuld ist der unzureichende Stand der Wissenschaft – gab es bei den ersten Kostproben Überraschungen. Die Schüler hatten sich viele Gedanken um ansprechende Farben, anregende Gerüche und die richtige Konsistenz gemacht und nicht immer ließ das Aussehen der Lebensmittel auf den Geschmack schließen. Besonders die bunten Desserts zergingen oftmals unerwartet scharf und herzhaft auf der Zunge.


Obwohl es sich bei den Lebensmitteln nur um Spekulationen handelte, werden sie zumindest einmal zum Einsatz kommen. Beim diesjährigen Jahresempfang der Technologie Stiftung Berlin, die die Projekttage des Emil-Fischer-Oberstufenzentrums förderte, werden die erarbeiteten Häppchen als Fingerfood serviert. Es ist zu erwarten, dass sie nicht nur den Appetit anregen werden, sondern auch das Denken darüber, wie notwendig und erstrebenswert manipulierte Lebensmittel sind.

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Kategorien Politik

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