Klartext: Lena Meyer-Landrut darf so dünn sein, wie es ihr gefällt – findet euch damit ab

Die Twitter-Reaktionen auf die Lena-Leaks sind schockierend. Aniko prangert das Online-Bodyshaming entschieden an. Ein Kommentar

Es ist Scarlett Johansson passiert, Jennifer Lawrence, Mila Kunis und nun auch Lena Meyer-Landrut: Hacker haben sich Zugriff zu freizügigen Fotos der Prominenten verschafft und diese im Internet veröffentlicht. Im Falle der deutschen Eurovision-Song-Contest-Gewinnerin stammen die Nacktfotos wohl vom Laptop ihres Freundes, der vor zwei Jahren aus dessen Auto gestohlen worden sein soll. Der Twitter-Nutzer, dessen Account mittlerweile gelöscht wurde, soll die Bilder veröffentlicht und gedroht haben, weitere zu posten.

Man könnte nun denken, das gesamte Netz reagiere empört über diese massive Verletzung der intimsten Privatsphäre der Sängerin und verurteile den Hacker verbal aufs Schärfste. Dem ist leider nicht so. Bestimmt wird die Debatte von zwei anderen Themen.

Viele lästern über die Figur der Betroffenen. In den sozialen Netzwerken finden sich diverse Tweets und Beiträge, die Lena Meyer-Landruts Körper verpönen. Da sieht man beispielsweise ein Blatt Papier mit einem schwarzen Strich drauf. Darunter steht: „Hab das Nacktfoto von #LenaMeyerLandrut gefunden.“ Eine andere Twitter-Userin postet: „Von Lena-Meyer-Landrut passten bestimmt sehr viele Fotos auf diesen geklauten Laptop. Die wiegt ja nix.“ Auch Darstellungen von Bügelbrettern und menschlichen Skeletten sind ähnlich betitelt. Wir leben im 21. Jahrhundert – und noch dazu in einem Land, in dem jeder aussehen darf, wie es ihm gefällt. Und das ist auch gut so. Frauen dürfen Kurven haben und Männer Bäuche. Cellulitis ist o. k., ebenso Tattoos auf dem Kopf. Wir haben viel erreicht in den vergangenen Jahren. Wer sich über Frauen echauffiert, die 1,66 Meter groß sind und offensichtlich keine 70 Kilo auf die Waage bringen, ist nicht besser als die Rüpel, die Mädchen mit breiten Hüften und großen Brüsten mobben.

Noch ekelhafter sind aber all jene, die posten, wer Nacktfotos von sich mache und verschicke, müsse damit rechnen, dass die im Netz landen. Bitte was? Das ist genauso unsinnig, wie zu sagen, dass Frauen, die einen kurzen Rock oder tiefen Ausschnitt tragen, selbst schuld sind, wenn sie verbal oder körperlich belästigt werden. Wir sprechen hier immer noch von einer Straftat.

Liebe Hater: Erst denken, dann posten. Liebe Lena: Freizügige Fotos mindestens mit einem Passwort schützen.

Foto: Henning Kaiser/dpa

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Kategorien Klartext Medien Social Media

90er-Kid, Bücherwurm, Weltenbummler. Ich liebe Musik und das geschriebene Wort. Letzteres kann man von mir seit 2012 hier lesen. Meine große Leidenschaft gilt dem Theater, das mich mehr als alles andere fasziniert. Wenn ich durch die Straßen Berlins laufe, kommt mir das Leben vor wie eine Aneinanderreihung vieler kleiner Inszenierungen, deren Geschichten alle festgehalten werden wollen. So inspiriert mich unsere Hauptstadt stetig zu neuen Themen für unsere Seite.