Anne-Sophie Monrad
Interview

Model Anne-Sophie Monrad bringt Buch über Zustände im Model-Business raus

Chanel, Givenchy, Karl Lagerfeld – Anne-Sophie Monrad lief für sie alle. Ende 2018 war Schluss damit. Auf Instagram protestierte sie gegen die unmenschlichen Zustände hinter den Kulissen des Model-Business. Nun veröffentlicht die heute 29-Jährige ein Buch über die Licht- und Schattenseiten des Berufs und gewährt einen persönlichen und offenen Einblick in ihren Werdegang.

An wen dachtest du, als du das Buch geschrieben hast?

In erster Linie an mich. Es fungiert als eine Art Selbstschutz. Aber es ist auch für alle jene Menschen geschrieben, die denken, dass alles immer perfekt sein muss und die an Photoshop glauben. 2018 habe ich in einem FAZ-Artikel über das Business gesprochen, darauf gab es viel Zuspruch und viele Kommentare. Ich wurde dann gefragt, ob ich nicht ein Buch schreiben möchte. Warum nicht, dachte ich dann.

Wann hast du realisiert, dass du dieses Spiel des Mode-Business nicht mehr mitspielen möchtest?

Ich war gerade in New York und hatte die Showsaison nicht mitgemacht. Damals hatte ich auch einen krassen Essensplan und habe die Pille genommen, um nicht zuzunehmen. Da dachte ich: Nein, ich will das nicht mehr. Es hat aber ein paar einschneidende Ereignisse gebraucht, bis ich aufgewacht bin.

Was hat dir am meisten geholfen, aus diesem Teufelskreis der Selbstzweifel und es Leistungsdrucks rauszukommen?

Man muss einfach lernen sich selbst zu lieben. Das ist zugleich aber auch mit das schwierigste. Momente, in denen Freunde und Familie gesundheitlich angegriffen waren, haben mir gezeigt, dass ich mein Leben und meine Gesundheit einfach genießen sollte.

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Du hast eben schon einen Essensplan angesprochen. Im Buch sprichst du in einem Kapitel mit deiner Modelfreundin Cici über eure Diäten. Du schreibst, dass du damals dachtest, Models hätten keine Essstörung.

Ja, das stimmt. Das dachte ich. Wir waren schlank, dünn. Aber eine Essstörung? Selbst als mir das von außerhalb gesagt wurde dachte ich nur: Nein, ich doch nicht! Aber heute: Ja, natürlich hatten wir eine Essstörung.

Deine Familie hat ja auch lange gar nicht mitbekommen, wie sich dein Körper verändert hat. Wie kann das sein?

Ich war wenig zu Hause. Sie haben gesehen, wie erfolgreich ich war. Ich habe immer erzählt, wie ich gelobt wurde. Sie wollten mich einfach unterstützen. Erst meine Ärzte haben mich aufgeweckt und gesagt, dass es so nicht weitergehen kann.

„Es ist ein ständiges Machtspiel zwischen Models und Kunden.“

Anne-Sophie Monrad

Es wird ja gerne gesagt, das Show-Business sei skrupellos und alle seien verlogen statt freundlich. Ist das so?

Es ist ein ständiges Machtspiel zwischen Models und Kunden, weil alle so tun als wäre ihnen alles egal. Wenn ich manchmal so tat, als sei mir der Job völlig egal, wenn ich total gelangweilt rumsaß, habe ich den Auftrag bekommen. Wenn du aber ständig freundlich guckst, bist du zu lieb. Das ist total komisch! Auf jeden Fall aber muss man professionell sein.

Wie hat dich der Bruch mit dem Model-Business verändert?

Ich bin viel sozialer geworden und auch spontaner. Essen gehen war früher nicht so leicht wie heute und ich frage mich, wie es sein kann, dass mir so etwas Schönes damals entgangen ist.

„Wir bräuchten allgemeine Rechte für Models“

Anne-Sophie Monrad

Nimmst du aktuell noch Model-Aufträge an?

Nur noch, wenn Leute auf mich zukommen und sagen, sie wollen mit mir arbeiten, so wie ich bin. Dann freue ich mich natürlich. Ich mache es nur noch zu meinen Bedingungen. Ich will ja auch etwas verändern. Ich möchte den Menschen zeigen, dass es auch anders geht! Shooten und Reisen macht mir trotzdem Spaß, das möchte ich nicht missen. Aber diese negativen Gründe sollten kein Teil mehr meines Lebens sein.

Denkst du, es wird eine Veränderung im Model-Business geben?

Da passiert auf jeden Fall etwas. In Deutschland ticken da einige Labels auch schon anders. In den ganz hohen Marken aber noch nicht. Da bräuchten wir etwas von oben, wie allgemeine Rechte für Models und Richtlinien.

„Germany’s next Topmodel“ wird mittlerweile von vielen jungen Leuten belächelt. Es gibt aber trotzdem noch jene Mädchen, für die diese Show wichtig ist und die sich dafür bewerben. Was denkst du darüber?

Früher habe ich die Sendung selbst gesehen, fand ich es richtig toll. Es war ja auch eine Traumwelt! Du wurdest geschminkt, gestylt und ich habe das alles total geglaubt! (lacht) Heute sehe ich das natürlich anders. Die Sendung hat sich aber auch verändert. Es hat jetzt mehr was von einer Reality-Show. Sie haben ja auch die Modelapartments so geändert, wie sie in der Realität ungefähr sind. Nur, dass es bei mir keine tausend Kameras gab.

Was ist deine Meinung zu Over-size-Models, dieser Bereich ist ja momentan sehr groß geworden.

Es sind diese Extremen, die ich ziemlich krass finde, weil das ja auch nicht gesund ist. Es gibt irgendwie kein Mittelding, aber das brauchen wir. Wenn auf Instagram oder so eine ganz normale Frau gezeigt wird, spricht man von Body Positivity.

Ich frage mich – wie kann es sein, dass es „kurvige” Models (verglichen mit der Haute-Couture) gibt und trotzdem so viel Wert auf Passformen gelegt wird?

Es sind zu wenige und man muss ja auch bedenken, wie die ins Business gekommen sind. Ich war auch eine Zeit lang in dieser Form, wo es noch ganz okay war, aber das muss man auch halten können. Überhaupt war es immer noch zu wenig. Für mich war es letztendlich gesundheitlich nicht mehr möglich das mitzumachen. 

„Fashion Victim – Licht und Schatten“ erscheint am 21. August bei dtv und ist für 16,95 Euro im Handel erhältlich.