Fernseher
Klartext

Niemand soll mir vorschreiben, wann ich auf der Couch zu sein habe

Ja, das Fernsehen ist tot.

83 Millionen – so viele Nutzer hat Netflix nach eigenen Angaben mittlerweile. Zwischen Juli und September seien 3,6 Millionen neue Abonnenten hinzugekommen, deutlich mehr, als das US-Unternehmen selbst erwartet habe.

Artikel, die der Frage nachgehen, ob es vielleicht sein könnte, dass das Fernsehen stirbt, erscheinen angesichts dieser Zahlen immer skurriler. Und dennoch gibt es sie. Es tut mir furchtbar leid, so kurz vor Weihnachten den Glauben zahlreicher Erwachsener an das lineare Fernsehen zerstören zu müssen, aber so ist es nun mal!

Längst hat ein neues Zeitalter begonnen, ganz ohne Markus Lanz und Maybrit Illner. Voll online und so. Die ganze Familie eingewickelt in eine übergroße, kuschelige Wolldecke, mitratend bei „Wer wird Millionär?“? Vorbei! Auch kein 3.-Liga-Fußball mehr kommentiert von Günter Netzer, mit dem Opa irgendwann irgendwo mal essen war.

Mich wundert, dass sich darüber noch irgendjemand wundert. Ist doch klar, dass wir „R.E.D. – älter, härter, besser“ dem deutschen Low-Budget-Film mit Werbeunterbrechung vorziehen und dass „House of Cards“ um einiges interessanter ist als „In aller Freundschaft“ oder „GZSZ“. Ich verstehe nicht, warum die ARD meint, weiter Sendungen wie „Sturm der Liebe“ zeigen und so mit Netflix mithalten zu können. Aber es sind ja nicht nur die Öffentlich-Rechtlichen, auch die Privaten lassen mich im Stich. Bis auf Joko und Klaas gibt es auch hier kaum etwas, das aus dem „Bauer sucht Frau“ oder „Berlin Tag und Nacht“-Brei heraussticht.

Natürlich ist es deprimierend, mit Millionen-Projekten wie „Funk“ gegen Jugendliche zu verlieren, die ihre Videos mit dem Handy in ihrem Kinderzimmer aufnehmen und über Kosmetik reden. Aber wann versteht ihr endlich, dass wir es satthaben, uns von einem viel zu alten Programmleiter vorschreiben zu lassen, was wir zu sehen haben? Ich will nachts um 3 Uhr aufstehen, um mir das Staffelfinale von „The Walking Dead“ anzugucken. Ich will meinen Filmabend haben, wann ich es will, und nicht, wenn gerade mal wieder der Blockbuster am Sonntag läuft, präsentiert von Radeberger. Niemand soll mir vorschreiben, wann ich auf der Couch zu sein habe.

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Kategorien Film & Fernsehen Klartext Zwischendurch

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