„Ich wollte einfach mal coolen deutschsprachigen R’n’B machen“

Soulige Stimme, großes Instrumenten-Ensemble und viel musikalisches Geschick: Heute erscheint „Kauft meine Liebe“, das Debütalbum von BRKN. Wir haben den Kreuzberger Newcomer zum Interview getroffen.

Dein Debütalbum „Kauft meine Liebe“ kommt heute raus. Schon aufgeregt?
Ich bin auf jeden Fall aufgeregt. Es war schon ein krasses Gefühl, die CD nach all der Arbeit in den Händen zu halten. Das mit dem Hoffen ist immer so eine Sache, ich bin auf jeden Fall dankbar, dass es nach vorne geht. Und ich hoffe, es gefällt den Leuten. Alleine das wäre schon fantastisch.

Soll der Titel „Kauft meine Liebe“ als Aufforderung an deine Fans gemeint sein, wie wild in den Plattenladen zu rennen?
Das ist auch gemeint, allerdings mit einem Augenzwinkern. Im Grunde kann man ja tatsächlich meine Liebe kaufen, denn das, was auf der CD drauf ist, ist ja meine Liebe. Ich liebe die CD und alles, was da drauf ist.

Du bist als höchst zufrieden mit dem Resultat deiner Arbeit?
Ja, na klar! Jedoch könnte ich ewig an der Platte weiterarbeiten. Es ist schon schwierig, den Punkt zu finden, an dem der Song gut ist und an dem man aufhören sollte, daran zu arbeiten. Ich habe versucht, ein Gefühl zu vermitteln und auf sämtliche unnötige Elemente zu verzichten, was echt schwierig ist. Als ich Architektur studiert habe, meinte meine Professorin zu mir: „Der Entwurf ist erst fertig, wenn das Haus gebaut ist.“ So ist es auch bei der CD. Erst, wenn sie gepresst ist, ist sie fertig.

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Du nennst das Genre, zu dem deine Musik zählt, selbst „Hip-Hop, RnB, Soul“. Ein eher ungewöhnlicher Mix. Liebst du einfach jede dieser Musikrichtungen?
Ich komme aus dem Rap-Bereich. Seit ich 12 bin, mache ich mit meinen Kumpels Musik. Ich hab auch schon in einer Jazz-Band gespielt. Und irgendwann hab ich meine Liebe für Soul und RnB entdeckt. Wenn ich Musik mache, achte ich nicht darauf, was das für ein Genre ist. Ich mache einfach das, was mir gefällt. Di Angelo ist ein Vordbild für mich. Er vermischt Soul mit Hip Hop. Oder Frank Ocean, der mixt Pop mit RnB. Die machen einfach das, worauf sie Lust haben. Und ich wollte auch Musik machen, auf die ich Lust habe. Es sollte kein kitscher, geleckter RnB seinm der in Fremdscham endet, sondern schin etwas colles.

Wie bist du an das Album rangegangen?
Ich produziere selber und fast alle Skizzen sind von mir. Jedoch habe ich bei einigen Instrumenten Hilfe bekommen. Meine Herangehensweise war immer unterschiedlich. Manchmal kommt mir eine Tonfolge in den Sinn, oder ein Beat. Das tippe ich dann in’s Handy ein und mach das Zuhause fertig. Es kommt, wie es kommt. Ich habe allerdings versucht, eine Linie beizubehalten und ich wollte einfach mal coolen deutschsprachigen RnB machen und ich hoffe, das ist mir geglückt.

Welche Botschaft hat dein Album?
Das wichtigste ist, dass man seine Zeit mit positiven Gedanken verschwendet und Liebe in die Welt trägt. Und dass man nicht das macht, was anderen Leuten schaden könnte. Es gibt aber keine Botschaft mit erhobenem Zeigefinger. Im Grunde genommen will ich gute Laune verbreiten und den Leuten ein Lächeln in’s Gesicht zaubern.

Ein Song deines Albums heißt „Kim Kardashian“. Darin sagst du dem It-Girl deine Meinung. Erzähl mal davon.
Der Song sollte eher zum Nachdenken anregen. Ich sehe Kim Kardashian und diese ganze Sippe als perfektes Beispiel dafür, dass die Medien voll sind mit belanglosen Sachen. Im Prinzip hab ich ja auch nichts gegen diese Menschen. Aber wen interessiert es denn, wie oft die sich operieren lassen? Das bringt einen solchen Druck in die Gesellschaft, dass die vielen Menschen einfach nicht mehr mit sich selber zufrieden sind. Es ist ziemlich öberflächlich. Dieses ganze sich profilieren nervt mich einfach. Es werden damit einfach komische Werte vermittelt.

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Was nervt dich sonst so?
Vieles. Mich nervt Rassismus und dass sich Leute davon mitreißen lassen statt nachzudenken. Aber das verarbeite ich nicht wirklich auf meinem Album. Wir alle wissen, dass Rassimus für den Arsch ist und indem ich das nicht thematisiere, gebe ich diesem ganzen falschen Gedankengut keine Plattform. Mich interessiert einfach nicht, woher jemand kommt. Das war bei uns im Freundeskreis auch nie ein Thema. Und deswegen hat Rassimus auch kein Platz in meinem Leben.

In „Macht nichts“ rufst du dazu auf, sich nicht so sehr stressen zu lassen und dass morgen ja auch noch ein Tag ist. Ist das dein persönliches Kredo?
Es gibt einfach Tage, an denen man um den Stress nicht herumkommt. Wichtig ist, sich dann nicht weiter stressen zu lassen, sondern auch mal abzuschalten, um seinen Kopf frei zu bekommen. Gerade während meiner Arbeit am Album habe ich bemerkt, wie sehr man sich doch selber stresst. Das hat mich natürlich gar nicht weiter gebracht. Mein Bruder meinte dann zu mir, dass ich mir mal eine Auszeit nehmen soll. Danach hat es wieder super geklappt. Und dann habe ich auch genau diesen Song geschrieben.

Mit 6 Jahren hast du angefangen, Klavier zu spielen, mit 9 Saxophon, mit 12 zu singen. In der Grundschule hast du eine Klasse übersprungen. Dann Elitegymnasium in Westberlin. Du hast Alt-Griechisch und Latein gelernt und Architektur studiert. Hat man es mit diesem Lebenslauf schwer, in der Hip-Hop-Szene ernst genommen zu werden?
Nee, sowas interessiert doch keinen. Das interessiert ja nicht mal mich. (lacht) Das hat die Presseabteilung auch nur geschrieben, damit ihr mich interessant findet. Im Hip Hop interessiert es niemanden, wo du herkommst, was für einen Bildungsgrad du hast. Es geht um Leistung, Ideen, Persönlichkeit und Respekt voreinander.

Und was inspiriert dich sonst noch so?
Viele Sachen inspirieren mich. Schon wenn ich über die Straße gehe und der Moment somit kurz Bestandteil meines Lebens wird, inspiriert mich dieser Moment. Vielleicht es ein kurzer Gedanke, über den ich später schreibe. Insofern inspiriert mich einfach alles.

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Du erwähnst oft Kreuzberg. Was bedeutet Kreuzberg für dich?
Ich bin hier mit meinen Freunden aufgewachsen. Kreuzberg ist für mich einfach der schönste Ort der Welt. Ich werde immer wieder nach Kreuzberg zurückkommen. Selbst wenn ich irgendwann mal weggehen sollte, weiß ich, dass mir dieser Ort hier ziemlich fehlen wird. Und selbst wenn ich mal wegziehen würde, komme ich immer noch aus Kreuzberg.

Dein Album klingt wie eine Hommage an den Sommer: Worauf freust du dich im Sommer am meisten?
Auf die Sonne! Es macht einfach alles viel mehr Spaß. Grillen, Musik, Draußen sitzen. Nachts ist es nicht mehr kalt, da macht sogar U-Bahn fahren wieder Spaß. Genau deshalb habe ich auch versucht, das Album sommerlich klingen zu lassen.

Das Interview führte Julia Heyer.

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Kategorien Interview Konzerte Kultur Musik

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